„RTunlimited wird die neue Heimat für Technologieunternehmen.“

Oberbürgermeister Thomas Keck über die Coronakrise, das Biosphärengebiet und warum innovativ und sozial in der Stadt eine Einheit sind.

Herr Keck, mitten in der schwersten Wirtschaftskrise des Landes baut Reutlingen einen neuen Industriepark. Manch einer wird sagen: Sie verkennen die Zeichen der Zeit.

Ganz und gar nicht. Das Industriegebiet RTunlimited kommt genau richtig. Wir wollen Impulse setzen für die Wirtschaft und Unternehmen Räume zur Verfügung stellen, um in Neues investieren zu können. Im Dreieck der Regionen Neckar-Alb, Stuttgart und Karlsruhe wohnen über acht Millionen Menschen, hunderte von Weltmarktführern sind hier beheimatet. Viele von ihnen wollen mit neuen Technologien wachsen, Anwendungen testen, Anlagen aufbauen. Woran es seit Jahren scheitert, sind fehlende Gewerbeflächen. Hier in Reutlingen wird es sie geben. Nirgendwo sonst in Baden-Württemberg entstehen nur einen Steinwurf entfernt von der Innenstadt auf 14 Hektar neue Flächen für die Industrie.


Lassen Sie uns einmal in die Zukunft springen und durch das neue Gewerbegebiet spazieren. Was sehen wir da?

Wir planen den Industriepark als ein offenes Stadtquartier, eine Art Campus wie man das von Universitäten kennt. Die Räume und die Infrastruktur werden für viele Zwecke nutzbar und sowohl für große Industrieanlagen als auch für Büroräume von kleineren Startups geeignet sein. An Straßen und Plätzen wachsen Bäume und Pflanzen und zahlreiche Räume laden zu gemeinsamen Veranstaltungen ein. Dort können Menschen sich begegnen und austauschen. Die Wege zu Bussen und Bahn, zu Kantinen oder zur Kitabetreuung oder Ärzten sind kurz, das ist uns wichtig.


Für welche Unternehmen ist RTunlimited interessant?

Wir wollen die neue Heimat werden für Unternehmen aus den Bereichen Industrie 4.0, Smarte Produktion, Anwendungen für Künstliche Intelligenz. Beim Land Baden-Württemberg haben wir uns für das KI-Innovationszentrum beworben, weil wir der Industrie Wachstumsmöglichkeiten anbieten wollen. Die Kooperation mit der Hochschule Reutlingen wird ein wichtiger Aspekt sein. Hier wird an vielen Anwendungen für die Zukunft geforscht. So wird hier das Texoversum entstehen, ein echter Hingucker. Die Fassade ist aus einer spinnenartigen Carbonstruktur, drinnen arbeiten Studierende, Forscher und Unternehmen auf 3000 Quadratmetern an der Zukunft der Textilindustrie. Wir knüpfen dabei an die Tradition der großen Textilvergangenheit der Stadt an und entwickeln Hightec: 3D-Drucke, neue industrielle Produktionen und anderes sollen mit Leben gefüllt werden. So entstehen neue Arbeitsplätze und ein ganzes Ökosystem.


Was macht aus Ihrer Sicht den neuen Industriepark attraktiv?

Die Lage ist für viele interessant: Die Großstadt Reutlingen mit seinen 115.000 Einwohnern liegt in einem der innovativsten Regionen Europas. Stuttgart ist nur 30 Fahrminuten, München nur knapp zwei Stunden mit dem Auto entfernt. Wir sind ein Hochschulstandort, die Universität Tübingen liegt praktisch vor der Haustür. Vom neuen Gewerbegebiet ist man in wenigen Minuten in der historischen Altstadt, genauso schnell auf der Schwäbischen Alb in der tollsten Natur.


Gut ausgebildetes Personal kann sich heute den Wohnort aussuchen. Warum sollten sich Familien für Reutlingen entscheiden?

Im Prinzip suchen die Menschen dreierlei: Sie wollen gute Schulen, bezahlbares Wohnen und ein reiches Freizeitangebot. Das alles bieten wir. Wir weiten stetig unser Bildungsangebot aus, denken über ein weiteres Gymnasium nach. Menschen wohnen hier im Schnitt deutlich günstiger als in Tübingen oder Stuttgart. Im Stadtgebiet Bluevillage entstehen gerade mehr als 100 neue Wohnungen. Dazu haben wir ein für die Größe der Stadt fast einmaliges Freizeitangebot: eines der größten Freibäder in Deutschland, eine Kletterhalle, in der Wettkämpfe ausgetragen werden oder ein Orchester, das immer wieder die renommiertesten Dirigenten der Welt in die neue Stadthalle lockt.


Gibt es für Sie etwas, das die Stadt von anderen unterscheidet?

Für mich ist es die Tradition aus Natur und Technik. Was nicht viele wissen: Reutlingen ist neben Freiburg und Wien die einzige europäische Großstadt im Gebiet der Biosphäre, die von der Unesco als Weltkulturerbe ausgezeichnet ist. Wir finden hier auf der einen Seite die Streuobstwiesen auf der Schwäbischen Alb und das städtische Hofgut, wo Landwirte Bioeier und Lammwurst herstellen. Auf der anderen Seite der Biosphäre sind die sozialen Unternehmen, die schon seit dem 19. Jahrhundert eine Form der Wirtschaft betreiben, die auch Menschen mit Behinderung an der Wertschöpfung beteiligt und wo Nachhaltigkeit mit Wirtschaftlichkeit immer zusammen gehen. Dieser Tradition entsprang übrigens auch ein gewisser Gottlieb Daimler. Damals war er Lehrlingsmeister im Bruderhaus-Diakonie der Gustav Werner Stiftung und hat dort einen Waisenknaben mit dem Namen Wilhelm Maybach ausgebildet. So schließt sich der Kreis mit den großen Unternehmen wie Bosch und anderen, die noch heute in Reutlingen stationiert sind und vom neuen Industriepark profitieren werden.


Noch einmal zur Coronakrise. Viele Städte monieren die klammen Kassen. Geht es Reutlingen anders?

Klar, auch wir sind durch den Strukturwandel und die Wirtschaftskrise getroffen. Große Investitionen wie für die Neugestaltung des Marktplatzes können im Moment auch wir nicht stemmen. Wir setzen daher auf kreative Lösungen: Wir helfen etwa Hausbesitzern in der Innenstadt, manche leerstehenden Gebäude gezielt an junge Menschen zu vermieten, um so auch die Kreativwirtschaft in der Stadt zu fördern. Wir wollen die Aufenthaltsqualität nochmal deutlich verbessern, neue Beleuchtungskonzepte vorantreiben, mehr Grün in die Stadt holen.


Bremsen die Investitionen nicht die Entwicklung von RTunlimited?

Nein, Projekte wie der Gewerbepark werden nicht aus dem Haushalt der Stadt finanziert, sondern laufen über eigene Gesellschaften wie den Gewerbeimmobilien Reutlingen, der GER. Diese sind zwar an die Stadt angedockt, sind aber selbstständige Unternehmen.


Zum Schluss eine persönliche Frage: Wie sehen Sie sich selbst im Zeichen der Digitalisierung?

Ich bin ein Hybrid. Ich trage ständig ein Tablet bei mir, um Dinge kurz nachzuschauen. Auf der anderen Seite bin ich klassisch: ich lese gerne Bücher, studiere Akten. So toll ich die Möglichkeiten der digitalen Kommunikationen finde, fehlen mir gerade während der Coronapandemie die Begegnungen mit den Menschen. Hoffentlich ändert sich das bald.

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